Wir betrachten die neusten Veröffentlichungen zu Corporate Digital Responsibility des BVDWs (Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V.) sowie des BMJVs (Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz). Dabei fassen wir die Inhalte zusammen, vergleichen sie und geben eine subjektive Einschätzung dazu ab. Betrachteter Stand vom 20.07.2021
Wie bewertet ihr die beiden Initiativen? Wir freuen uns auf eure Kommentare gerne unter dem Video oder per Mail an input@whyzer.io
CDR Building Bloxx: https://www.cdr-building-bloxx.com
CDR-Initiative des BMJVs: https://cdr-initiative.de/
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Video-Sprechtext zum nachlesen:
Viele Unternehmen beschäftigen sich gerade mit CDR, also Corporate Digital Responsibility – und stellen dabei fest, dass es, vom einmal Datenschutz abgesehen, kaum Standards oder Definitionen gibt, an denen man sich orientieren kann.
Das ändert sich derzeit, und zwei Ereignisse aus den vergangenen Wochen haben dazu einen wichtigen Beitrag geleistet:
Zum einen ging eine neue und vollständige Version der CDR Building Bloxx des Bundesverbands Digitaler Wirtschaft (kurz BVDW) online. Zum anderen hat das Bundesministerium der Justiz und für den Verbraucherschutz (kurz BMJV) seinen CDR-Kodex veröffentlicht.
Was es mit beiden Initiativen auf sich hat, werden wir in diesem Video näher beleuchten und für euch die Entstehung, das Ziel, den Aufbau und grob den Inhalt zusammenfassen.
Am Ende vergleichen wir die beiden Veröffentlichungen und geben eine kurze subjektive Einschätzung dazu ab. Somit könnt ihr euch danach besser mit den Inhalten und vor allem mit der Umsetzung digitaler Verantwortung auseinandersetzen.
Doch bevor wir loslegen, ein kurzer Transparenzhinweis: Wir waren als whyzer selbst im Entwicklungsprozess der Building Bloxx beteiligt – aber werden uns hier natürlich nur auf die zum heutigen Zeitpunkt veröffentlichten Inhalte beziehen.
Fangen wir mit der CDR–Initiative des BMJVs an. Die Initiative wurde bereits im Mai 2018 ins Leben gerufen, um Leitlinien für eine verantwortungsvolle Gestaltung der Digitalisierung in Unternehmen zu entwickeln. Die Initiative begreift sich selbst als eine branchenübergreifende Lernplattform und hat im Juni dieses Jahrs den CDR-Kodex offiziell veröffentlicht, zu dem sich auch – Stand heute – fünf der beteiligten Unternehmen verpflichtet haben. Nämlich: Deutsche Telekom, ING Deutschland, Otto Group, Telefónica Deutschland und Zalando.
Mit dem Kodex verpflichten sich die Unternehmen, neben den üblichen technologischen und betriebswirtschaftlichen Überlegungen, auch ethische Leitlinien und damit verbundene Prinzipien, Handlungsfelder und Ziele für ein nachhaltiges Wachstum im Kontext der Digitalisierung zu berücksichtigen.
Wie ist der Kodex aufgebaut? Ganz zu Beginn stehen neun allgemeine handlungsleitende Prinzipien, zu denen sich Unternehmen bekennen. Zum Beispiel Menschenzentrierung, Autonomie oder Nachhaltigkeit.
Diese 9 Prinzipien werden dann in 5 Handlungsfeldern mit jeweils eigenen Zielen konkret. Wie kann man sich das vorstellen?
Die Handlungsfelder sind „Umfang mit Daten“, „Klimaschutz- und Ressourcenschutz“, „Mitarbeitenden-Einbindung“, „Inklusion“ und „Bildung“. Wenn wir uns jetzt einmal Bildung ansehen, spezifiziert zum Beispiel darin das Ziel „Aufklärung von Chancen und Risiken und Befähigung zu eigenständigem Handeln“ das vorher genannte Prinzip der Autonomie.
Daher werden die Prinzipien über die Handlungsfelder und Ziele konkretisiert, wobei mit 7 Zielen der größte Fokus insbesondere auf dem Handlungsfeld „Umgang mit Daten“ liegt.
Abgeschlossen wird der Kodex mit der zu unterschreibenden Selbstverpflichtung, in der das Unternehmen sich an ein entsprechendes Verhalten gegenüber Verbraucher*innen in Deutschland bindet und über die getroffenen Maßnahmen berichten muss.
So viel zum CDR Kodex, kommen wir jetzt zu den Building Bloxx. Diese wurden Mitte 2020 ins Leben gerufen, um ein einheitliches, praxisorientiertes Framework und somit ein gemeinsames Verständnis von CDR, für die Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu schaffen. Mit den Building Bloxx geht auch eine detaillierte Definition von CDR einher und sie liefern einen breiten Überblick darüber, was alles zu CDR gehört.
Das ist aus zwei Gründen hilfreich. Zum einen leisten die verschiedenen Bloxx einen Beitrag dazu, bereits vorhandene Aktivitäten im Bereich digitaler Unternehmensverantwortung als CDR zu identifizieren und zu sortieren. Zum anderen werden Unternehmen damit bei der Annäherung an das Thema sowie der Initiierung erster Maßnahmen unterstützt.
Verantwortlich für das Projekt ist in erster Linie der BVDW, der dabei von seinen Mitgliedern – also der digitalen Wirtschaft selbst –unterstützt wird. Jedes Mitglied hatte die Möglichkeit, an den Building Bloxx mitzuwirken und die eigene Perspektive und Erfahrung einzubringen.
Mit dabei waren u.a. Weleda, United Internet, Deutsche Telekom, PwC, Kammann Rossi, Vivy, dimension2, New Work, myndway, EWE, Adobe Systems und auch wir.
Wie der Name Building Bloxx schon impliziert, erfolgt eine Aufteilung von CDR in verschiedene Blöcke. Dabei wird unterschieden zwischen generellen Bloxx – die übergreifende Themen beinhalten, wie Werte, Strategie und Change und spezifischen Bloxx, die Kernthemenbereiche abdecken, in denen ganz konkreter Handlungsbedarf im Bereich CDR besteht, wie zum Beispiel Zukunft der Arbeit, Umwelt & Ressourcen oder auch Künstliche Intelligenz.
Dabei sind alle 11 Bloxx strukturell gleich aufgebaut, was wir an dieser Stelle anhand des spezifischen Bloxx „künstliche Intelligenz“ aufzeigen werden. Zunächst wird die Vision beschrieben, also ein Zielzustand, auf den es in diesem Block aus CDR-Perspektive hinausläuft.
Dann folgt eine genauere Beschreibung, in unserem Fall wird also verdeutlicht, was mit künstlicher Intelligenz im Kontext von CDR überhaupt gemeint ist. Nun werden Stakeholder aufgelistet, die in diesem Bereich relevant sind, also die Politik, Unternehmen, oder Nutzer*innen. Im Anschluss werden Kriterien aufgezeigt, unter denen künstliche Intelligenz in Einklang mit CDR entwickelt werden kann. Damit das nicht abstrakt bleibt, folgen einige Praxisbeispiele sowie Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die in dem Feld aktiv werden wollen. Darüber hinaus liefern die Bloxx eine Übersicht über bereits existierende Prozesse und Standards sowie Ressourcen und Tools, die bei der Implementierung unterstützen können.
Stellen wir den CDR-Kodex und die Building Bloxx nebeneinander, dann werden einige Parallelen aber auch Unterschiede deutlich.
Beide Initiativen sind nicht im Elfenbeinturm entstanden, sondern wurden maßgeblich aus der Praxis branchenübergreifend vorangetrieben und zielen auf eine Selbstverpflichtung, die über gesetzliche Vorschriften hinaus geht. Zudem sind beide nicht in Stein gemeißelt und eher Zwischenstände. Die Beteiligten werden sowohl den Kodex als auch die Building Bloxx sicherlich auch in Zukunft noch weiterentwickeln. So ist etwa denkbar, dass beim Kodex noch weitere Ziele formuliert oder gar neue Handlungsfelder identifiziert werden. Ebenso bei den Building Bloxx. Dort suggeriert bereits die graphische Darstellung, dass neue Themen andocken können und auch die Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen werden bestimmt noch angereichert. Doch schon jetzt wird deutlich, wie breit das Thema CDR ist und dass es nicht nur um Daten geht.
Und worin unterscheiden sie sich die beiden?
Der CDR-Kodex hat mit den 9 Prinzipien direkt zu Beginn eine normative Positionierung, die den Building Bloxx eher indirekt aus den einzelnen Visionen zu entnehmen ist.
Mit Blick auf die aktuellen Ergebnisse sind die Building Bloxx mit ihren Handlungsempfehlungen und Beispielen spezifischer und praxisorientierter ausgestaltet. Auch Unternehmen, die im Bereich digitaler Unternehmensverantwortung bereits fortgeschritten sind, könnten in den Building Bloxx für sich noch neue Aspekte entdecken.
Der CDR-Kodex wiederum ist durch die Unterzeichnung und Berichts-Auflagen für die Unternehmen verbindlicher, denn eine vergleichbare Berichtspflicht gibt es bei den Building Bloxx nicht.
Wie schätzen wir bei whyzer die Ergebnisse beider Initiativen ein?
Nun, beides sind keine einfachen Checklisten mit entsprechend universellem Handlungsplan, um digitale Ethik eben mal zu operationalisieren – aber das hat hoffentlich auch niemand so erhofft. Es ist herausfordernd direkt branchenübergreifend die Themenvielfalt einzufangen und zugleich möglichst konkret zu sein. Im CDR-Kodex gelingt das bei einigen Zielen ganz gut und andere wiederum bleiben dann doch sehr allgemein.
Uns scheint es, dass der CDR-Kodex nach einer sehr hohen Anschlussfähigkeit in der Wirtschaft sucht. Unser Eindruck ist, dass viele Forderungen sehr allgemein und seicht formuliert werden. Dies macht es den Unternehmen natürlich einfacher sich dafür zu committen, doch aus Perspektive der Verbraucher*innen könnte es sicherlich noch etwas strikter sein.
Positiv hervorzuheben ist die Berichtspflicht. Denn unserer Meinung nach liegt in der Transparenz eine große Chance zur Steigerung der Glaubwürdigkeit einer CDR-Selbstverpflichtung. Leider wurde uns aus den Unterlagen des BMJVs nicht klar, wie die Berichtsvorgaben ausgestaltet sind und nach welchen Kriterien ein Unternehmen Mitglied der CDR-Initiative des BMJVs werden kann. Abschließend möchten wir anmerken, dass es zwar eine Initiative eines Bundesministeriums ist, aber wir CDR über unsere Landesgrenzen hinaus denken und möglichst schnell, zumindest einen europäischen Bezug, herstellen sollten.
Mit den Building Bloxx liefern die beteiligten Unternehmen eine Art Themenübersicht und Werkzeugkoffer mit vielen CDR-nahen Prozessbeispielen, Standards und Tools. Sie helfen bei der Orientierung, jedoch sind unserer Einschätzung nach viele Inhalte nicht direkt eins zu eins auch für CDR anwendbar. Da keine Unterschrift zur Berichtspflicht geleistet wird, scheint es zudem, als ob es den Unternehmen völlig freistünde über eigene Maßnahmen und CDR-Aktivitäten zu kommunizieren. Jedoch sind externe Kommunikation und Transparenz wesentliche Elemente der eigenen CDR-Definition und des spezifischen Bloxx „Kommunikation“. Dies als Unternehmen zu vernachlässigen, wäre also nicht im Einklang mit den Building Bloxx.
Es bleibt aber abzuwarten, ob und wie Unternehmen danach handeln werden und inwiefern lediglich ein öffentlicher Diskurs darüber ein ausreichender Kontrollmechanismus sein kann.
Für wen eignet sich also was?
Die Veröffentlichungen beider Initiativen helfen Unternehmen, egal ob KMUs oder Konzernen, sich dem Thema zu nähern und eigene erste Schritte zur digitalen Unternehmensverantwortung zu gehen.
Bereits fortgeschrittene Unternehmen finden im CDR-Kodex evtl. eine Art Label, das die freiwilligen Bemühungen belohnt und in den Building Bloxx finden sie sicherlich noch neue Maßnahmen oder Ideen zur Umsetzung.
Doch in jedem Fall ist stets ein unternehmens-individueller Transfer der Inhalte notwendig.
Beide Initiativen leisten aus unserer Sicht einen sehr wichtigen Beitrag zur digitalen Unternehmensverantwortung und können CDR sehr tief in der Gesellschaft verankern, indem sie vielen Unternehmen insbesondere den Einstieg erleichtern und Vergleichbarkeit ermöglichen. Sollten auch Sie planen, sich näher mit CDR auseinanderzusetzen, werfen sie unbedingt einen Blick sowohl auf den CDR-Kodex als auch auf die Building Bloxx.
Auch wir bei whyzer werden z.B. im Rahmen des CDR Labs beide Ergebnisse noch ausführlicher untersuchen und unterstützen auch Sie gerne bei Fragen zu den Inhalten sowie der Umsetzung digitaler Unternehmensverantwortung.