„Künstliche Intelligenz & Liebe“ 🤖❤️ was unsere ethische Diskussion über Tinder und sexualisierte Roboter mit Unternehmenskultur gemeinsam hat

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Vor einigen Tagen habe ich mit BREMEN.AI in der Reihe „Ethik und Gesellschaftspolitik“ eine öffentliche Veranstaltung zum Thema „Künstliche Intelligenz & Liebe“ mitorganisiert und durfte erneut mit Bürger*innen über ethische Aspekte beim Einsatz von KI diskutieren. Dieses Mal war es ein sehr privates Thema und darin lag auch die Herausforderung: 

Wie können wir innerhalb von nur zwei Stunden einen Raum schaffen, in dem sich ca. 100 Menschen (psychologisch) sicher fühlen, offen über ethische Aspekte beim Einsatz von Dating Apps und Sexrobotern zu sprechen? 

Vor einer ähnlichen Herausforderung stehen Unternehmen, die KI einsetzen oder deren Einsatz planen. Auch wenn sie einen anderen Zeithorizont haben stellen sich dieselben Fragen: Was passiert da eigentlich? Finde ich das gut, oder moralisch verwerflich? Was genau und warum? Es bedarf einer Unternehmenskultur in der Mitarbeiter*innen nicht nur den Raum bekommen, sondern sich auch sicher fühlen über ihre Erwartungen, Ängste und Wünsche offen zu diskutieren. Damit lässt sich der Technologieeinsatz konstruktiv gestalten, findet Vertrauen/Akzeptanz und führt zu den gewünschten positiven Effekten. 

Am Abend wurde das Themenfeld zunächst wirtschaftlich und allgemein strukturiert, bevor anschließend zwei sozialwissenschaftliche Untersuchungen zu Dating Apps und sexualisierten Robotern genauer vorgestellt wurden. Vielen Dank hierbei an Dr. Thorsten Peetz („Intime Bewertungen. Liebe im Zeitalter von Tinder“) und Dr. Jessica Szczuka („Lets talk about Sex…robots“) für die beiden spannenden Vorträge.

Der Plan ist aufgegangen: Struktur, wissenschaftliche Analysen, offener und empathischer Zugang auf die Teilnehmenden, führten zu einem intensiven und offenen Dialog. 

Ohne hier auf alle Aspekte eingehen zu können, möchte ich ein paar Punkte teilen:

  • Mehr als 80% der Teilnehmenden waren der Meinung, dass Dating Apps unsere Beziehungen verändern und über 70% halten den Einsatz von sexualisierten Robotern für ethisch vertretbar. Knapp 1/3 gehen sogar davon aus, dass Liebe zwischen Mensch und KI zukünftig normal sein wird. 
  • Offensichtlich verändern Dating Apps die Anbahnung von Beziehungen, aber besonders interessant daran ist eine klare Grenzverschiebung. Durch Online-Paarvermittlungen und Dating Apps machen sich viele Menschen bereits vor dem Kennenlernen sehr genaue Gedanken darüber, was für eine Art Beziehung sie mit wem eigentlich wollen. Dies wurde zuvor für viele erst im Laufe der Beziehung deutlich. 
  • Der Einsatz sexualisierter Roboter muss wissenschaftlich weiter untersucht werden. Sollte es dazu führen, dass z.B. aggressive Handlungen mit Robotern auch zu aggressiveren Handlungen mit Menschen führen, ist der Einsatz verwerflich. Stellt sich jedoch heraus, dass der Einsatz z.B. therapeutisch (bei Menschen mit psychischen oder physischen Schwierigkeiten zur Intimität) für sinnvoll erachtet wird, dann ist der Einsatz sogar ethisch geboten

Nochmals vielen Dank an alle Teilnehmenden für die Offenheit, es hat mir erneut großen Spaß gemacht und ich freue mich schon auf die weiteren Events! (Save the date: 29.04.2020 KI & Arbeit)

-Bartosz Przybylek

Fotos © BREMEN.AI